Der Vortrag von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Caroline Jäger-Klein am 28. November 2024 wird die Baugeschichte, die Architektur und den derzeitigen Denkmalstatus des ehemaligen DDSG-Areals in Korneuburg beleuchten.

Seine Basis bilden intensive Archivforschungen zwischen 2011 und 2013 in enger Zusammenarbeit mit früheren Mitarbeitern der DDSG. So konnten anhand der originalen Baupläne, ergänzt durch die Biografien und Werkverzeichnisse der Planer sowie durch Angaben aus historischen Architekturzeitschriften und Festschriften der DDSG, die Planung und Erbauung des ab 1846/52 am linken Seitenarm der Donau bei Korneuburg nachweisbaren Winterstands- und Reparaturhafens detailliert nachgezeichnet werden.

Ab 1908 wird zu einer großen Schiffsbauwerft der DDSG mit Arbeiterkolonie ausgebaut. Seit 1909 sind mit Othmar Leixner und Alexander Popp namhafte Architekten des Heimatstils und der Industriebaukultur in der Konzeption und Durchführung der Bauten der DDSG für die Werft in Korneuburg, aber auch für die Agentie-Bauten an der Donau (ua. erhalten in Spitz und Pöchlarn) sowie deren Repräsentanz in Belgrad nachweisbar.

Mit der Eingliederung in die Reichswerke Hermann Göring nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich erlebt das Werftareal in Korneuburg eine zweite Blütezeit als kriegswichtiger Betrieb. Das mit Abstand interessanteste Gebäude aus dieser Zeit ist der 1942 als neue Schiffbauhalle adaptierte, ursprünglich agrarisch genutzte Doppelhangar von 1927, der als Kriegsbeute aus dem besetzten Frankreich nach Korneuburg kam.

Von 1946 bis 1955 steht die Schiffswerft der DDSG unter sowjetischer USIA Verwaltung. Die dadurch entstandenen Kontakte ermöglichen bis 1993 gefüllte Auftragsbücher durch die UdSSR und China. Bis heute ist es trotz angestrengter Bemühungen nicht gelungen, das Bundesdenkmalamt davon zu überzeugen, zusätzlich zu den 2004 unter Denkmalschutz gestellten, einzelnen Objekten das gesamte Areal einschließlich der Arbeitersiedlung mit Direktionsvilla als Einheit zu schützen.

Nicht einmal das älteste, erhaltene Objekt von 1884 mit dem sogenannten „Matrosenzimmer“ steht derzeit gesetzlich unter Schutz. Daher ist es nötig, dieses wesentliche Kulturerbe der Technik und Industrie Österreichs durch die Vermittlung seines geschichtlichen, künstlerischen und kulturellen Wertes vor dem Vergessen, dem Verfall und dem Abbruch zu bewahren.
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Caroline Jäger-Klein studierte Architektur an der Technischen Universität Wien und an der University of Michigan, USA. Sie ist an der Technischen Universität Wien Professorin für Architekturgeschichte mit Schwerpunkt österreichische Baukunst des 19. und 20. Jahrhunderts und Bauen im Bestand.
Im Frühjahr 2024 erschien das von ihr und ihren Assistentinnen Doris Grandits und Theresa Knosp herausgegebene Nachschlagewerk „Architektur in Niederösterreich im 20. Jahrhundert nach Friedrich Achleitner“, das auch einen längeren Eintrag zur den Bauten der früheren DDSG-Werft in Korneuburg sowie zu Agentie-Bauten der DDSG in Spitz und Pöchlarn aufweist.
International gilt Jäger-Klein als Spezialistin für die Architekturgeschichte des Balkanraumes mit Schwerpunkten in Bosnien, Montenegro, Albanien und dem Kosovo. Seit 2018 ist sie Präsidentin des internationalen Denkmalbeirates ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) in Österreich. Gemeinsam mit Professor Herbert Klein besitzt sie die historische Motoryacht >Falke<, ein 1940 erbautes Boot für die Schiffahrtaufsicht am Rhein (noch mit Originalmaschine), bei dessen authentischer Erhaltung und Pflege sie selbst Hand anlegt.
Vorträge an den Messeabenden des Marineverbands Wien, jeweils ab 18:00 Uhr!
Schwarzspanierstraße 15/ Stiege II / Tür 24
1090 Wien
Für das leibliche Wohl sorgt die Kombüse.
Gäste sind willkommen!
Die Einladung kann gerne an Interessierte weitergeleitet werden.